Die Niagarafälle

Ein großer Tag für die Hagebrothers war gekommen! Heute würde es endlich zur süd-östlichen Grenze Ontarios gehen, an der die berühmt-berüchtigten Niagarafälle in die Tiefe stürzen. Diesmal mit dabei: Tante, Cousine, Nichte und Neffe der Brüder; Das allein versprach schon ein spaßiger Tag zu werden!

Um 07:00 in der Frühe begann unsere Reise zum Niagara River, durch dessen Mitte die Grenze Ontario – New York verläuft;

Doch zunächst wurde in der Stadt „Niagara on the Lake“ Halt gemacht, an dessen Ufer der Niagara River in den Ontario Lake mündet. Mit ihren süßen 17.500 Einwohnern könnte man sie fast als Dorf abstempeln, Flächenmäßig ist das Gebiet jedoch mehr als doppelt so groß wie Aschaffenburg und bei näherer Betrachtung ein idyllisches und sehr lebendiges Plätzchen!

 

Wir machten an dem angelegten Ufer einen kurzen Spaziergang und konnten so an der US-Seite des Flusses das amerikanische Fort Niagara erblicken. Dieses wurde 1678 gebaut um die französischen Interessen in Nordamerika zu vertreten und spielte in Kriegen der folgenden Jahrhunderte immer wieder eine tragende Rolle.

In der Ferne sah man die US-Flagge im Wind flattern, wie sie über dem Fort gehisst war: Von dem gegenüberliegenden Staat New York kann man erleben, was das Schönste an den USA ist; Der einmalige Blick auf Kanada!

Nachdem wir uns im nahen Queens Royal Park noch kurz die Beine vertreten hatten, ging es durch kleine Straßen und Gassen in Richtung Queen-Street, ihres Zeichens Hauptstraße der Kleinstadt, die nebenbei viele geschichtsträchtige Gebäude beherbergt: Das Prince of Wales Hotel, benannt nach dem Herzog von York, das Royal George Theatre, oder das Niagara Apothecary Museum, in dessen Gebäude Kanadas älteste Apotheke 1869 ihre Türen öffnete;

Diese Stadt war sowohl aus historischer, als auch aus motivischer Sicht hochinteressant, denn das ganze Areal mit seinen Parkanlagen und alten Häußern ließ unser Photographenherz höher schlagen. Neben der großartigen Altstadt hatte Niagara on the Lake jedoch noch ein besonderes Schmankerl zu bieten:

Am Niagara River, direkt auf kanadischer Seite, befindet sich auch das Fort George, dessen Gelände 1802 fertiggestellt wurde und dem Fort Niagara auf US-amerikanischer Seite gegenüberliegt. Dank unseres Discovery Pass, der einem zur 150 Jahrfeier Kanadas kostenlosen Zutritt in verschiedene Nationalparks und historische Bauten ermöglicht, konnten wir ohne lange Wartezeiten kostenlos das Militärgebiet besichtigen, welches durch hohe Walle und Pfähle gegen einen Angriff von Außen geschützt ist.

Während des „War of 1812“ hatte es eine signifikante Funktion, fiel jedoch ein Jahr später den Amerikanern in die Hände, wodurch es fast komplett zerstört wurde. Wir liefen durch eine lebendige Rekonstruktion des ehemaligen Fort, wie es zur Zeit um 1800 ausgesehen hatte: Neben einer Vielzahl an Exponaten, die aus der Zeit erhalten waren, hatte man die Baracken der Soldaten, das Kommandantenhaus, das Kochhaus und auch die Schießübungsfelder mit neuem  Leben gefüllt;

Überall waren Darsteller, die täglich ihrer Rolle als Soldat, Koch oder Militärmusikant nachkamen. Wir kamen gerade rechtzeitig um an einer Vorführung mit Musketen teilzuhaben, in der Kochstube originalgetreue Speisen der damaligen Zeit zu genießen, oder den Marschmusikern beim Exerzieren zuzusehen.

Sogar zwei Flötenspieler boten auf altertümlichen Instrumenten Tanzmusik früherer Komponisten dar.

Wir ließen uns mitnehmen in die Welt des 19. Jahrhunderts, die in diesem kleinen Teil Kanadas wieder zum Leben erweckt war.

Nach solch einer Fülle an Impressionen ging es mit dem Auto weiter zu einem benachbarten Weingut, das wohl auch grenzübergreifend bekannt für seine Destillate ist: Auf dem Parkplatz sahen wir Autos vermutlich 19 jähriger US-Amerikaner aus Pennsylvania und Ohio, die über die 5 Kilometer entfernte Grenze kamen, um in Kanada erste Erfahrungen mit Alkohol machen zu können.

Doch wir hatten auch ohne den lieblichen Nektar des Bacchus eine schöne Zeit in dem urigen Weingut, das inmitten von reifen Weinfeldern gelegen war.

20 Minuten später befanden wir uns wieder auf der Straße, nächstes Ziel war ein Kunstprojekt in Form einer Uhr, das bei einem Collegewettbewerb für die 150 Jahrfeier Kanadas entstanden war; Wir hielten nur kurz für ein Photo und ein Selfie, denn die Wasserfälle riefen.

Ab dem Weingut war die Straße ausschließlich am Niagara River entlanggegangen, so sahen wir schon aus einiger Enfernung die Casinos und Hochhäuser der Stadt Niagara, die wie dünne Finger in den Himmel ragten.

Bereits bei der Fahrt durch die Stadt zum nächstgelegenen Parkhaus, nahmen wir die Masse an Touristen wahr, die durch die Straßen flanierte; Es war laut, überfüllt von Menschen und alles außerhalb der Wasserfälle und des Stadtzentrums mit seinen teuren Hotels und Casinos, war heruntergekommen und schmutzig. Nachdem das Auto sicher verwahrt war, machten wir uns of in Richtung des Naturspektakels.

Zuerst war es ein leises Rauschen, ein undefiniertes Dröhnen; Und dann sahen wir sie:

Die Menschenmassen die einem jeglichen Blick auf Niagarafälle versperrten!

Doch nach kurzer Zeit hatten wir uns hindurchgekämpft und direkt neben uns stürzte nun das Wasser 57 Meter in die Tiefe; Das gesamte Gebiet war mit einem dichten Wassernebel bedeckt.

Um der ganzen Szenerie noch einen Kitschigkeitsfaktor oben drauf zu setzen, entstand durch den sonnigen Tag inmitten des Nebels ein Doppelregenbogen, der nur darauf wartete photographiert zu werden.

Eine Stunde voller Eindrücke später, waren wir in dem 4D Kino des Visitor Centres Teil der Entstehungsgeschichte des Niagaratals, währenddessen wurde man von allen Seiten mit Wasser vollgesprüht. Quasi wie das Naturschauspiel nur ohne nerviges Tageslicht und laute Menschen; Die hätte man bei dem Wummern der Subwoofer eh nicht gehört.

Nachdem wir wieder einigermaßen trocken waren, aßen wir gemeinsam in dem angrenzenden Restaurant zu Mittag, natürlich mit Blick auf die Wasserfälle. Bei Eistee und Pasta unterhielt man sich über den weiteren Tag und entschied sich, direkt im Anschluss eine Reise hinter die Fälle zu unternehmen:

Ausgestattet mit gelben Regenponchos aus recyceltem Plastik wurden wir mit einem Aufzug in die Tiefe geschickt. Durch kleine, matt beschienene Gänge liefen wir in stockenden Menschenmassen zu Öffnungen, hinter denen ein Wasservorhang zu bestaunen war.

 

Will heißen: Wasser, dass von oben nach unten fällt. Da waren die beiden Aussichtsplattformen, die direkt am Fuß der Fälle gelegen waren, schon deutlich spannender.

Von denen konnte man nämlich aus einer Enfernung von 10 Metern zuschauen wie 2832 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den unteren Teil des Niagara Rivers stürzten. Das beeindruckende Schauspiel gab uns Anlass zu vielen Photos und Selfies.

Von dem kanadischen Teil der Wasserfälle, den sogenannten Horsshoefalls, hatte man einen guten Blick auf die jenseits der Grenze gelegenen American Falls und Bridal Veil Falls, die durch eine Spaltung des oberen Flusses in drei Teile entstanden.

Doch nach einiger Zeit waren wir des Wassernebels, der auf uns herabprasselte, überdrüssig, und wir machten uns wieder auf den Weg an die Oberfläche; Erschöpft nach einem solch ereignisreichen Tag, trat unsere Gruppe die Heimreise an.

Noch ein letzter Blick auf das Naturschauspiel, ein letztes wehmütiges Photo in der sonnenbeschienen Umgebung, dann lassen die Brüder die Fälle hinter sich und starten die Reise in einen klaren Abend; In einen roten Sonnenuntergang.

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