Roadtrip Tag 7 / Quebec City

Bonjour Hagebrothers, bonjour Quebec City, bonjour monde!

Punkt 07:30 werden die Brüder von einer äußerst seltsamen Weckermelodie aus dem Schlaf gerissen. Sie verfluchen die vornächtliche Eskapade in der irischen Bar, die Hauptgrund für ihre lähmende Müdigkeit ist;

Und natürlich der Fakt, dass sie mit Schlafsäckten auf einem unbeheizten Holzfußboden geschlafen hatten. Die Müdigkeit verdrängt jedoch keineswegs ihren aufkommenden Hunger und so gesellt man sich nach einer warmen Dusche zu dem Gastgeber, der letzte Vorbereitungen für seinen Arbeitstag trifft.

Um 08:45 verlässt er mit den Brüdern den vierten Stock des mittelalterlichen Mehrfamilienhauses.

Exkurs:

In der Verhaltensbiologie gibt es den Bereich der Lernpsychologie, der sich unter Anderem mit klassischer Konditionierung durch positive und negative Verstärkung beschäftigt. Letztere ist relativ simpel und lässt sich mit dem gängigen Beispiel des Kindes und der Herdplatte veranschaulichen:

[Vater: Fass nicht die heiße Herdplatte an]:

Kind fasst heiße Herdplatte an –> Kind verbrennt sich –>            Schmerz (negative Verstärkung) –> Kind fasst (hoffentlich) keine heiße Herdplatte mehr an

Exkurs Ende!

Auch wir sollten an diesem Tage ein solches Konditionierungsschema durchlaufen.

Rückblick: Am Tag zuvor fuhren wir mit unserem Gastgeber durch die Straßen von Quebec City, auf der Suche nach einem kostenlosen Parkplatz. Als wir das Auto schließlich für 8$ bis zum nächsten Morgen in einem Parkhaus unterstellten, riet er uns strikt davon ab, dieses an besagtem Morgen zu verlassen: „There’re no free parking places in Quebec City and they’re all more expensive than staying in the parking garage for the rest of the day !“ – Dieser Satz allein hätte schon Grund genug sein sollen auf seinen Rat zu hören!

Nachdem wir uns bei unserem Gastgeber verabschiedet und für Kost und Logie bedankt hatten, luden wir unser Auto ein und fuhren um 08:58 aus dem Parkhaus…

Ganz im Sinne der griechischen Mythologie folgte daraufhin eine Odysse durch Quebec City und benachbarte Wohnbecirce, die dem homerschen Vorbild alle Ehre gemacht hätte: Unsere Irrfahrt war gespickt mit psychischen und zwischenmenschlichen Tiefpunkten, sowie von starken Gefühlsausbrüchen, wie Hass gegenüber den anderen Touristen und später der gesamten Menschheit, geprägt. Sie endete jäh wo sie begonnen hatte; Zumindest fast, denn nach 1 1/2 Stunden der Suche resignierten wir und stellten uns für 12,50$, etwa 500 Meter vom Parkhaus entfernt, in eine Parkbucht. Immer noch günstiger als erneut in das Parkhaus zu fahren. Solch einen leichtsinnigen Fehler würden wir (hoffentlich) nie wieder begehen!

Doch das sollte nicht die letzte Fehlentscheidung an diesem Tag gewesen sein. In unsere optimistischen Grundhaltung waren wir davon ausgegangen den gesamten Tag in Quebec City verbringen zu dürfen, weswegen wir die maximale Parkzeit von fünf Stunden bezahlt hatten.

Doch wie sich herausstellte hatten wir nach drei Stunden bereits alle lohnenden Orte der Stadt besucht und gesehen:

Cathedral-Basilica of Notre-Dame de Québec

Mit 370 Jahren ist sie die älteste Kirche der Stadt und trumpft mit einer prunkvollen innenarchitektonischen Gestaltung auf. Als sakrale Besonderheit ist in der Kirchmauer eine Porte sacré eingelassen, eine bronzene Tür, die auf der einen Seite Jesus, auf der anderen Maria zeigt.

La Promenade

Eine Promenade die am St. Lawrence River entlang führt und auf dessen Gesamtstrecke alle 100 Meter mehr oder weniger begabte Straßenmusiker posieren, die mit ihrer musikalischen Performance den ein oder anderen Touristen begeistern und die Hagebrothers in den Wahnsinn treiben.

Old Quebec

Die wunderschöne Altsatdt mit verwinkelten Gässchen und historischen Gebäuden. Der perfekte Ort um Postkarten für die Liebsten in der Heimat zu erstehen.

Old Port

Der alte Hafen, direkt neben der Altstadt gelegen. Lädt ein zum spazieren, joggen und radfahren.

Naval Museum of Quebec City

Ein Museum das alles über die Geschichte der Schiffahrt in Quebec vermittelt. Der kostenlose Eintritt ist Auslöser für einen kurzen Besuch an dessen Ende sich die Brüder mit Postern und Postkarten eindecken; Natürlich nicht ohne eine kleine Spende dazulassen.

Festibiere de Quebec

Ein Festival rund um das Thema Bier. Aus Kanda und verschiedenen Teilen der Welt wird Bier zum Probieren und Kaufen angeboten; Auch der ein oder andere Maple Cidre oder Schnaps steht bereit um den zarten Gaumen des jüngeren Bruders zu erfreuen.

Nach diesen vielfältigen Eindrücken blieben uns jedoch immer noch zwei weitere Stunden bis wir unseren Parkplatz verlassen mussten, deswegen suchten wir nach einem Starbucks oder McDonalds mit gratis Wifi, um die Zeit wenigstens noch produktiv zum Arbeiten nutzen zu können.

Schließlich kamen wir beim goldenen M unter, doch nach 45 Minuten waren wir von der Geschwindigkeit des Netzwerkes so abgetan, dass wir die letzte Stunde verfallen ließen und mit dem Auto gleich zu den benachbarten Montmorency Falls fuhren.

Dieser Wasserfall ist mit seinen 84 Metern höher als die Niagarafälle aber nicht mal im Ansatz so spektakulär.

Trotzdem verbrachten wir fast eine weitere halbe Stunde dort und schauten Menschen zu, wie sie an Stahlseilen gesichert über den Wasserfall segelten; Für viel Geld konnte man so zehn Sekunden das Gefühl des freien Flugs erleben.

Inzwischen gingen uns die Touristen jedoch gehörig auf den Keks und so verließen wir fluchtartig die Fälle, um mit dem Auto die Stadt zu verlassen und weiter in Richtung Südosten zu fahren.

Es sollte unsere letzte Sightseeingtour gewesen sein, ab sofort standen nur noch Nationalparks auf dem Plan und dementsprechend waren wir heilfroh als wir auf dem Highway die Stadt hinter uns ließen. Keine Touristen mehr! Keine überfüllten Städte mehr! Nur noch die Natur, das Auto und wir!

Die Natur meldete sich nach drei Stunden Fahrzeit, gefüllt mit der richtigen Mischung aus Podcast und Roadtripmusik, in Form eines phänomenalen Sonnenuntergangs zu Wort;

Diesen Ruf konnte man nicht unbeantwortet lassen, also verließen wir den Highway und parkten das Auto an einem kleinen Strand mit Piknikbänken eines noch kleineren Örtchens.

Wir stiegen aus, saugten die Natur in uns auf. All die Fehlschläge des Tages waren durch diesen Anblick wie weggewischt.

Die Hagebrothers genießen die unberührte Natur und nutzen die Piknikbänke zum Kochen und Essen.

In der einkehrenden Dunkelheit fahren sie auf einen 100 km entfernten Walmartparkplatz und sinken dort glücklich in ihre Sitze.

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